Stellungnahme zum geplanten Ausbau der Georg-Schumann-Straße (zwischen Wiederitzscher Straße und Eisenbahnbrücke S-Bf. Möckern)

Am 7. Dezember 2023 fand eine Informationsveranstaltung zum nächsten Ausbau der Georg-Schumann-Straße, zwischen Wiederitzscher Straße und S-Bf. Möckern, statt, zu der wir gern, wie folgt, Stellung beziehen.

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass die Ausbaupläne auf der Georg-Schumann-Straße endlich in die Gänge kommen – Planfeststellung und Umsetzung ist dann noch mal eine andere Seite. In den 1990er und 2000er Jahren machte man zwischen Wiederitzscher Straße und Lützwostraße den großen Fehler, als man einen eigenen Bahnkörper schaffte. Das Ziel lag auf der Hand, die Straßenbahn sollte beschleunigt und unabhängig vom Autoverkehr geführt werden – da gab es den Mittleren Ring auch noch nicht. Der Nachteil war jedoch, dass man den Straßenraum komplett geteilt hat. Es handelt sich zwar um eine feste Fahrbahn, die man queren kann (mit Bordstein), dennoch ist der Straßenraum geteilt und eine „lebhafte Georg-Schumann-Straße“ war damit für die nächsten 25 Jahre (Bindefrist für Fördermittel) ausgeschlossen. Auf dem künftigen Abschnitt, zwischen Böhmestraße und Eutritzscher/Delitzscher Straße, ist – je nach Variante – ein durchgängiger bzw. halber eigener Bahnkörper geplant. Zum Teil ist dieser auch notwendig, da beide Richtungen, in der Hauptverkehrszeit, ein Nadelöhr sind. Dennoch ist ein eigener Bahnkörper bzw. ein halber eigener Bahnkörper zwischen S-Bf. Möckern und Wiederitzscher Straße der völlig falsche Weg. Die Stadt Leipzig führte von 2011 bis 2022 das „Magistralenmanagement Georg-Schumann-Straße“, wo sich die Stadt Leipzig, Projektentwickler, Gewerbetreibende, Anwohner und Interessierte aktiv dafür einsetzten, die „Schumi“ wieder attraktiv zu gestalten. Wenn die Vorzugsvariante von LVB und VTA zum Zuge kommt, zerstört man wieder alle Bemühungen, denn, man zerschneidet erneut den Straßenraum und die Lebensqualität wird auch Einbüßen.

Der Haltestellenbereich soll einen Rasengleiskörper erhalten, dass tut dem Stadtklima gut. Jedoch ist die Frage, wie totgelatscht das Rasengleisbett sein wird, wenn Fahrgäste die Haltestellenseite bzw. Passanten die Straße queren – nicht alle werden die Bahnsteigenden bzw. die Querungshilfen dafür nutzen. Auch Autofahrer neigen immer mehr dazu, in nicht feste Bahnkörper zu fahren, insbesondere, wenn man sich überschätzt, auch bei überfahrbaren Kaps zu überholen bzw. innerhalb des Haltestellenbereichs zu wenden, sodass eine feste Fahrbahn vorteilhaft ist. Wenden können die Autofahrer von der stadtauswärtigen Fahrbahn zur stadteinwärtigen Fahrbahn, dank einer Querungsmöglichkeit, die sich westlich der Haltestelle befinden soll. Nun ist es so, dass auch das „überfahrbare Haltestellenkap“ für Fahrgäste nicht gerade Sicherheit bietet. Die LSA wird den Autoverkehr regeln, wenn eine Straßenbahn im Haltestellenbereich steht, das klappt meistens gut. Aber einige Menschen und mobilitätseingeschränkte Menschen haben die Angst, die Straßenbahn nicht mehr rechtzeitig zu erreichen, ehe die LSA auf rot umschaltet. Auch viele Radfahrer lassen sich von einer roten Ampel nicht beirren und fahren weiter geradeaus bzw. weichen auf dem Gehweg aus und fahren dann auch gern dort weiter.

Wir fordern die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) der Stadt Leipzig auf, von einem eigenen Bahnkörper wieder Abstand zu nehmen und die Georg-Schumann-Straße nicht zu zerschneiden und die gesamten Bemühungen des Magistralenmanagements und weiterer Akteure, darunter „Die Nacht der Kunst“, mit einem Schlag zunichte zu machen. Denn, wenn dort ein Bahnkörper geschaffen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Haltestellen Dantestraße, Möckernscher Markt, Annaberger Straße, Am Viadukt und Wahren ein überfahrbares Kap und damit einen eigenen Bahnkörper erhalten. Denn, der Bahnkörper soll ja Sinn machen. In der Hoffnung, der Bahnkörper wird auf dem Abschnitt, zwischen Wiederitzscher Straße und Lützwostraße, wenn dort die Sanierungen anstehen, wieder zurückgebaut – für durchgehende Baumreihen, eventuell Stellplätze, ein flanieren auf der Einkaufsstraße und mehr Lebensqualität. Als Vorbild kann die Könneritzstraße in Schleußig dienen. Mit Ausnahme der Haltestellenanlage Georg-Schumann-/Lindenthaler Straße, da sind Inselbahnsteige aus verkehrlicher und sicherheitsrelevanter Sicht am besten. Zumal die Kreuzung auch nicht umgebaut werden muss.

Als Vorbild für die Haltestelle Wiederitzscher Straße dient die benachbarte Haltestelle S-Bf. Möckern. Hier hätte es auch eine eigene Trasse geben können, der Straßenraum gibt es her. Aber dazu kam es nicht. Stellen Sie sich eine lebhafte Straße vor, wie die Eisenbahnstraße im Osten oder die erwähnte Könneritzstraße im Südwesten. Man ist schnell auf der anderen Straßenseite, mit einem Bahnkörper ist das schwierig: Borde und hierbei keine feste Fahrbahn, außerdem ist sie deutlich als Grenze und Hindernis wahrnehmbar, siehe die Friedrich-Ebert-Straße im Ortsteil Zentrum-West – Stadtreparatur geht anders! Man wird dann weniger flanieren, sondern einfach nur durchgehen. Deshalb wünschen wir uns eine gemeinsame Spur für den Auto-, Bus- und Straßenbahnverkehr und damit Haltestellenkaps (analog S-Bf. Möckern) und somit die Variante 1 – das Problem sind leider die Zufahrten, hierbei wäre dann wohl Variante 5 am nächsten, aber dafür gibt’s dann eben keine Bundesfördermittel.

Leider wird man auch nicht drumherum kommen, einen angehobenen Radstreifen einzurichten. Hinter dem Bahnsteig (analog Einertstraße in der Eisenbahnstraße) ist für Radfahrer und Fußgänger sehr brenzlich, aber auch vor dem Bahnsteig. Auf der Könneritzstraße, beispielsweise die Haltestelle Stieglitzstraße, kann es täglich beobachtet werden, dass es eine Reihe von rücksichtslosen Radfahrern und E-Roller-Nutzern gibt, die, wenn eine Straßenbahn in die Haltestelle einfährt und der Fahrgastwechsel stattfindet, durchgefahren oder auf den Gehweg ausgewichen wird. Oder eben in falscher Richtung gefahren wird. Es gibt natürlich auch Radfahrer, die Rücksicht nehmen und anhalten, so ist es nicht. Aber der Gehweg wird dann eben zum Radweg. Ob man sich dann auf 2,25 m breite Radstreifen freut? Klar, die Georg-Schumann-Straße ist eine der wichtigsten Hauptstraßen in Leipzig und dabei muss auch der Radverkehr berücksichtigt werden, vor allem mit durchgehenden Radstreifen, die am Ende nicht auf dem Gehweg oder vor Stellplätzen enden. Aber es muss die Sicherheit gegeben werden, dass alle Fahrgäste die Distanz zwischen Gehweg und Bahnsteigkante erreichen, ohne, sich eine Minute vorher schon auf dem angehobenen Radstreifen stellen zu müssen, um mitfahren zu können.